Alte Fenster tauschen: Kosten, Förderung & Einsparpotenzial

Das wichtigste in Kürze
- Alte Fenster sind oft massive Wärmebrücken. Einfachverglasungen können U-Werte von 4,5–5,0 W/m²K haben, sehr alte Isolierverglasungen etwa 2,7–3,0W/m²K. Moderne Fenster liegen je nach Ausführung bei etwa 0,8–1,3 W/m²K.
- In typischen Einfamilienhäusern können durch einen Fenstertausch – je nach Ausgangszustand – rund 10–25 % Heizenergie eingespart werden.
- Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt bei Erneuerung von Fenstern in der Regel einen maximalen Uw-Wert von 1,3 W/m²K für neue Fenster vor.
- Für Förderungen im Rahmen der BEG Einzelmaßnahme werden bei Fenstern in der Praxis oft Uw-Werte von maximal 0,95 W/m²K gefordert – das ist in der Regel nur mit 3-fach-Verglasung erreichbar. Die Fördersätze für Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle (z. B. Fenster) liegen im Regelfall bei mindestens 15 % Zuschuss, mit Boni (z. B. iSFP-Bonus) sind höhere Fördersätze möglich.
- Im Einfamilienhaus müssen Sie je nach Größe, Material, Verglasung und Montageaufwand typischerweise mit ca. 500–1.500 € pro Fenster rechnen –Spezialformen und Holz-/Holz-Alu-Fenster können darüber liegen.
- In Altbauten sind Lüftungskonzepte, Dämmstandard der Fassade und Wärmebrücken entscheidend, damit es nach dem Fenstertausch nicht zu Schimmelproblemen kommt. Auch Rollladenkästen, Rollläden und Außentüren sind wichtig.
Themen auf dieser Seite
Warum Fenstertauschen?
Alte Fenster sind mehr als nur „nicht schön“. Sie sind häufig einer der größten Schwachpunkte ihrer gesamten Gebäudehülle.
Wärmeverluste durch alte Fenster
Die Außenflächen eines Hauses verlieren Wärme. Außenwand, Dach, Kellerdecke– und eben Fenster. Gerade bei älteren Fenstern ist der Anteil der Verluste über die transparenten Bauteile oft überproportional hoch, weil:
- die Verglasung einen hohen U-Wert hat,
- die Rahmen kaum gedämmt sind,
- die Anschlüsse (Laibung, Rollladenkasten) schlecht ausgeführt wurden,
- und die Dichtungen gealtert sind.
Beispiel:
Ein typisches Fenster mit alter Isolierverglasung (z. B. aus den 80ern) kann einen Uw-Wert von ca. 2,7–3,0 W/m²K haben, ein modernes 3-fach-verglastesFenster etwa 0,9–1,0 W/m²K.
Damit sinkt der Wärmeverlust über das Fenster grob auf ein Drittel bis ein Viertel.
Typische „Schmerzpunkte“ im Alltag
Viele Eigentümer entscheiden sich nicht wegen abstrakter U-Werte, sondern wegen konkreter Probleme:
- Zugerscheinungen vor großen Fenstern
- kalte Flächen in Fensternähe
- beschlagene Scheiben im Winter
- Lärmbelastung durch Straße oder Nachbarn
- optisch in die Jahre gekommene Rahmen, unpraktische Beschläge
Kurze Praxis-Skizze (Case Study-Light)
Ein Einfamilienhaus aus den frühen 1980ern mit alten 2-fach-Fenstern (Uw~2,7 W/m²K) und 20 m² Fensterfläche wird auf 3-fach-Fenster (Uw ~1,0 W/m²K)umgerüstet. In solchen Modernisierungen kann der Wärmedurchgang durch Fenster um etwa die Hälfte bis zwei Drittel reduziert werden.
- Heizwärmeverluste über Fenster sinken deutlich
- spürbare Entlastung bei Heizkosten
- gleichzeitig besserer Schallschutz und verbesserte Optik
Vorteile des Fenstertausches
Vorteile
1. Reduzierte Heizkosten
Durch niedrigere U-Werte sinken die Wärmeverluste. Je schlechter derAusgangszustand, desto größer ist der Effekt. In Kombination mit weiterenMaßnahmen (z. B. Fassade, Dach, Heizung) kann ein Fenstertausch ein wichtigerBaustein auf dem Weg zu deutlich geringeren Energiekosten sein.
2. Besserer Schallschutz
Moderne Fenster mit Mehrscheibenverglasung und dichterer Konstruktiondämpfen Straßen- und Umgebungslärm erheblich. Spezielle Schallschutzgläsergehen noch einen Schrittweiter.
3. Wertsteigerung der Immobilie
Energieeffizienz ist inzwischen ein harter Faktor beiKaufpreisverhandlungen, Gutachten und Bankbewertungen. Ein dokumentierterFenstertausch mit guten U-Werten und ggf. Fördernachweisen lässt sich klarkommunizieren.
4. Optische Aufwertung von Fassade und Innenraum Neue Rahmenprofile, andere Teilungen, größere Glasflächen: EinFenstertausch kann das Erscheinungsbild eines Hauses deutlich modernisieren.
5. Klimaschutz
Jede eingesparte Kilowattstunde Heizenergie reduziert CO₂-Emissionen.Bei älteren Gebäuden mit hoher Heizlast kann die Umrüstung auf effizienteFenster einen relevanten Beitrag leisten.
Nachteile und Grenzen
- Investitionskosten: Ein kompletter Fenstertausch ist ein größerer Posten im Sanierungsbudget. Umso wichtiger ist eine sinnvolle Priorisierung im Gesamtfahrplan (z. B. iSFP).
- Gefahr von Feuchteproblemen, wenn nicht an Lüftung und Wärmebrücken gedacht wird: Dichte Fenster bei ungedämmter Fassade können zu Kondensation an anderen Bauteilen führen.
- Fehlauswahl: Falscher U-Wert, ungeeignete Rahmenmaterialien oder mangelhaftgedämmte Anschlussbereiche können das Potenzial verschenken.
- Bauliche Besonderheiten im Altbau (Denkmalschutz, schiefe Laibungen)erfordern höhere Planungstiefe.
Vergleich: Alte vs. neue Fenster im Überblick
Zwei- oder dreifach gedämmt?
Die zentrale Frage bei neuen Fenstern lautet meist: 2-fach oder 3-fachverglast?
Technischer Hintergrund: U-Wert und GEG-Anforderungen
Das GEG verlangt für neue Fenster in der Regel einen Uw-Wert von maximal1,3 W/m²K. Moderne 2-fach-Fenster können diesen Wert knapp erreichen, während3-fach-Fenster ihn in der Regel deutlich unterschreiten (Uw ≈ 0,8–1,1 W/m²K).Für Förderungen (BEG EM) werden meist noch bessere U-Werte gefordert, häufig Uw≤ 0,95 W/m²K – hier führt in der Praxis überwiegend 3-fach-Verglasung zum Ziel.
Wann 2-fach sinnvoll sein kann
2-fach-Verglasungen können insbesondere in unsanierten Altbauten sinnvoll sein, bei denen Fassade und Dach noch gar nicht angefasst wurden. Auch wenn kurzfristig ein vollständiges Sanierungspaket nicht umsetzbar ist, aber eine moderate Verbesserung erzielt werden soll, kann 2-fach-Verglasung eine passende Lösung darstellen. Zudem gibt es spezielle gestalterische Vorgaben, bei denen bestimmte Profilbreiten oder Glasaufbauten erforderlich sind, was ebenfalls für den Einsatz von 2-fach-Fenstern sprechen kann.
Warum 3-fach heute häufig Standard ist
3-fach-Verglasung ist heute häufig Standard, weil sie bessere U-Wertebietet, damit mehr Einsparpotenzial ermöglicht und einen leichteren Zugang zu Förderungen schafft. Sie gilt außerdem als langfristig zukunftssicher, nicht zuletzt mit Blick auf mögliche weitere Verschärfungen energetischer Anforderungen. In vielen Sanierungsfahrplänen (iSFP) ist 3-fach-Verglasungdaher bereits als Zielstandard vorgesehen.
Empfehlung je nach Ausgangssituation
Das obere Ziel ist in der Regel, den Förderstandard zu erreichen und systematisch zu sanieren, weshalb in den meisten Fällen eine 3-fach-Verglasungempfohlen wird. In „einfachen“ Altbauten kann 2-fach-Verglasung jedoch sinnvoll sein, wenn sie bewusst als Zwischenschritt gewählt wird – hier sollte aber unbedingt ein Energieberater eingebunden werden. In Sonderfällen wie denkmalgeschützten Gebäuden oder besonderen architektonischen Anforderungen empfiehlt sich zudem eine individuelle Lösung mit Spezialprofilen oder gegebenenfalls Kastenfenstern.
Wie wird das Fenster getauscht?
Schritt-für-Schritt-Ablauf (vereinfacht)
1. Bestandsaufnahme & Aufmaß
2. Planung & Angebot
3. Demontage der alten Fenster
4. Einbau der neuen Fenster
5. Abdichtung & Anschluss arbeiten
6. Feinjustierung & Abnahme
Typische Fehlerquellen
- Falsch dimensionierte Fenster (zu groß/zu klein)
- Mangelhafte Abdichtung – undichte Fugen, Wärmebrücken
- fehlende Integration in ein Lüftungskonzept
- Rollladenkasten wird energetisch ignoriert
- Nachweise für U-Wert und fachgerechten Einbau werden nicht sauberdokumentiert
Baubegleitung und Qualitätssicherung
Gerade bei einem größeren Fenstertausch lohnt sich die Einbindung einer unabhängigen, zertifizierten Energieberatung mit Baubegleitung.
Add On: Rollladen, Rollladenkasten & Türen
Rollladenkästen sind energetisch oft das „Nadelöhr“ im Bereich der Fenster. Ungedämmte Kästen verursachen deutliche Wärmeverluste.
Typische Probleme mit Rollladenkästen
Bei Rollladenkästen handelt es sich häufig um alte, ungedämmte Hohlräume im Mauerwerk, die energetisch problematisch sein können. Zusätzlich treten oft undichte Revisionsklappen auf, die zu weiteren Wärmeverlusten führen. Auch die gedämmte Fassade wird durch den Rollladenkasten unterbrochen, was die energetische Qualität mindert. Direkt über dem Fenster entstehen dadurch nicht selten Kälte-und Schallbrücken, die den Wohnkomfort beeinträchtigen.
Optionen bei der Sanierung
Im Rahmen einer Sanierung kann der vorhandene Rollladenkasten von innengedämmt werden, um die energetischen Schwachstellen zu reduzieren. Alternativlässt sich ein neuer Aufsatzkasten einbauen, der direkt mit dem Fenstertauschkombiniert wird. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Vorbaurollläden außerhalb der Dämmebene zu montieren, um Wärmebrücken so weit wie möglich zu minimieren.
Türen (Haustüren, Balkon- und Terrassentüren)
Außentüren und großformatige Balkon- oder Terrassentüren sind energetisch den Fenstern sehr ähnlich und sollten daher im Zuge der Planung immer mit berücksichtigt werden.
Fenstertausch im Altbau?
Besondere Herausforderungen
Im Altbau ergeben sich besondere Herausforderungen, da häufig ungedämmte Außenwände vorhanden sind. Zudem können Wärmebrücken in der Laibung auftreten, die im Zuge eines Fenstertausches mitgedacht werden müssen. Je nach Situation kann außerdem ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 erforderlich sein. Nicht zuletzt spielen auch optische Anforderungen eine Rolle, insbesondere bei älteren Baujahren, bei denen das Erscheinungsbild erhalten bleiben soll.
Denkmalschutz (kurzer Überblick)
In denkmalgeschützten Gebäuden gelten oft besondere Vorgaben, etwa im Hinblick auf Profil, Teilung und Farbe der Fenster. Hier sind individuelle Lösungen und Abstimmungen nötig.
Kosten Fenstertausch
Typische Kostenbereiche pro Fenster (Richtwerte)
Standard-Kunststofffenster mit 2-fach-Verglasung liegen preislich meist bei etwa 500–900 €. Hochwertige Kunststofffenster mit 3-fach-Verglasung bewegen sich in der Regel im Bereich von rund 800–1.200 €. Holzfenster kosten typischerweise etwa 900–1.500 €,während Holz-Alu-Fenster, je nach Ausführung, meist zwischen 1.200 und 2.000 €liegen.
Beispielrechnung Einfamilienhaus (grob, ohne Förderung)
10 Fenster à durchschnittlich 900 € → ca. 9.000 € Gesamtinvestition.
Gibt es Pflichten zum Fenstertausch?
GEG – was vorgeschrieben ist und was nicht
- Es gibt keine generelle Pflicht, alle alten Fenster in einem Bestandsgebäude auszutauschen.
- Werden Fenster erneuert, müssen neue Elemente in der Regel einen Uw-Wert von1,3 W/m²K oder besser erreichen.
Ausnahmen? U-Wert? – Relevanz für die Praxis
- Ausnahmen für Denkmalschutz und besondere Gebäudeformen sind möglich.
- Praktisch entscheidend ist der Uw-Wert des Fensters und bei Förderung die Einhaltung verschärfter U-Wert-Anforderungen.
Förderung
Grundprinzipien der BEG EM (Gebäudehülle/Fenster)
- Förderfähig sind Maßnahmen an der Gebäudehülle, z. B. Fenster, Außentüren, Außenwände, Dach.
- Mindestinvestitionsvolumen: 300 € brutto.
- Grundfördersatz für Gebäudehülle: mindestens 15 % Zuschuss auf förderfähige Kosten, plus mögliche Boni.
- Für Fenster gelten U-Wert-Anforderungen, häufig Uw ≤ 0,95 W/m²K.
Warum ohne Energieberatung wenig geht
Für BEG EM ist die Einbindung einer Energieeffizienz-Expertin bzw. eines Energieeffizienz-Experten vorgeschrieben, wenn Fördergelder beantragt werden.
Fazit
Der Austausch alter Fenster ist für private Eigentümer eines der wirkungsvollsten Werkzeuge, um Energiekosten zu senken, das Gebäude technisch zu modernisieren und den Wert der Immobilie zu steigern.
Wesentliche Punkte:
- Alte Fenster mit hohen U-Werten verursachen überproportionale Wärmeverluste.
- Moderne, gut geplante Fenster mit 3-fach-Verglasung erreichen Uw-Werte, die GEG sicher unterschreiten und oft förderfähig sind.
- Rollladenkästen, Türen und Anschlussdetails entscheiden mit über den tatsächlichen Effekt.
- In Altbauten müssen Lüftung, Wärmebrücken und ggf. Denkmalschutz von Anfang an mitgedacht werden.
- Staatliche Förderung kann die Investition deutlich abfedern – setzt aber eine saubere Planung und Nachweisführung voraus.
Häufige Fragen & Antworten
Was passiert, wenn der U-Wert meiner neuen Fenster nicht GEG-konform ist?
Neue Fenster sollten die Uw-Grenzwerte des GEG einhalten. Andernfalls drohen rechtliche Probleme und ein Ausschluss von Förderungen.
Welche Rolle spielt der Rollladenkasten für die Förderung?
Ein ungedämmter Rollladenkasten kann den Effekt guter Fenster deutlich schmälern und sollte energetisch mitbetrachtet und – wenn möglich – mit saniert werden.
Reicht es, nur das Glas zu tauschen?
In vielen Fällen ist der vollständige Austausch des Fensters sinnvoller, weil Rahmen, Dichtungen und Anschlussdetails ebenfalls veraltet sind.
Bekomme ich Förderung, wenn ich nur ein oder zwei Fenster tausche?
Ja, solange das Mindestinvestitionsvolumen von 300 € brutto erreicht wird. Ob sich der Aufwand lohnt, sollte eine Energieberatung klären.
Kann ich meine Fenster auch im Winter tauschen lassen?
Ja. Seriöse Betriebe arbeiten raumweise und koordinieren den Ausbau so, dass das Gebäude nicht auskühlt.
Wie lange dauert der Fenstertausch pro Fenster?
In der Regel etwa 1–3 Stunden pro Fenster, je nach Größe, Laibungszustand und Zusatzarbeiten.

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